Bericht des Präsidenten zum außerordentlichen Verbandstag des Pfälzer Handball-Verbandes 26. Mai 2019
- Es gilt das gesprochene Wort -
Liebe Sportfreunde! Liebe Sportfreundinnen!
Liebe Gäste!
Es war das Jahr 1998. Alfred Stahl gab das Ende seiner Amtszeit als Vorsitzender bekannt. Wie geht es weiter? Damals kamen meine Schwegenheimer Freunde Hans und Jürgen Thomas auf mich zu und fragten mich nach der Bereitschaft zur Mitarbeit. Nach intensiver Rücksprache mit meiner damaligen Frau Ute, aber auch mit meinem obersten Dienstherrn Kirchenpräsident Eberhard Cherdron erklärte ich meine Bereitschaft zur Mitarbeit. Und so begrüße ich die Ehefrauen von den leider so früh verstorbenen großen Schiedsrichtern im DHB Trudel und Renate Thomas. Hans und Jürgen waren der Anfang meiner ganz persönlichen Handball-Funktionärslaufbahn. Und es ist mir wichtig ihrer heute auch nochmals danke zu sagen, indem ich euch beide ganz besonders willkommen heiße.
Lieber Rudi Eichhorn: Präsident werden aus den Reihen des Verbandsgerichts oder sich sozusagen schön etwas bescheiden in der zweiten Reihe anstellen. Ich denke letzteres war gut, deine Stellvertretung war gar nicht so bescheiden. Aber so konnte ich manches lernen und will auch alle Präsidiumskollegen in meinen Dank einschließen, die mit mir auf der zuerst Vorstands- und dann Präsidentenbank saßen, stellvertretend mein Gruß an dich, Achim Hammer. Wir freuen uns, dass es dir wieder so relativ gut geht. Du stehst für mich stellvertretend für alle anderen PräsidiumskollegInnen, die kürzer oder länger mit an Bord waren.
2008 kam es dann zur Stabübergabe – damals in Assenheim. Du Rudi hast mir sozusagen diesen Staffelstab übergeben. Und ich wurde zum „Pendler zwischen Kanzel und Sporthalle“, wie die Rheinpfalz textete. Und ich stehe dazu, was ich auch im gestrigen Interview betont habe: Ich habe vom Sport viel für meinen Beruf gelernt und umgekehrt meine sicher ganz eigene seelsorgerliche Kompetenz immer auch in den Sport hinein wirken lassen bis zum großen DHB.
Genug der zugegeben weiten Rückblicke, die mir aber am Herzen lagen. Mit dem heutigen Verbandstag ist auch der Blick nach vorne gefragt. Denn es geht ja letztlich nicht um Personen, die kommen und gehen, sondern um die Sache. Ich denke, dieser Verbandstag wird auch in so manchem eine Zäsur, die mit dem bisherigen Präsidium begonnen wurde und woran das neue Präsidium sicher noch kräftig zu beißen haben wird.
Phönix aus der Asche
Schon lange arbeiten wir an dem Einstieg in das IT-Leben auf allen Ebenen. Phönix ist das Stichwort, handball4all und SBO die weiteren konkreten Schritte. Durchaus zu Recht hat mich kürzlich ein Vereinsverantwortlicher – etwas vorwurfsvoll im Ton – befragt, warum wir nicht schon vor zwei Jahren den Übergang von SIS zu handball4all unternommen haben. Nennen wir es Vorsichtsmaßnahme! Wir waren ja von SIS durchaus akzeptabel versorgt, wollten uns auch in kein finanzielles Abenteuer stürzen und wussten damals eben nicht, wie sich der Markt im DHB insgesamt entwickelt. Unsere Partner in RPS haben schnelle Schritte gewagt. Rheinland ist mal gleich zu NU-Liga und bald Rheinhessen zu handball4all mit dem Saarland geschickt und bald im Schlepptau. Da hatten wir den Salat: zwei Systeme in einem Oberliga-Bereich. Glaubt mir, das war ein Ritt auf der Rasierklinge, den wir nun mit der Entscheidung für Phönix beendet haben. Es wird entscheidend darauf ankommen, dass dieses System umfassend Wirkung erzielt. Ich bin sicher, der neue Präsident wird da in guter Weise seine Fähigkeiten walten lassen.
Damit zusammenhängend werden wir nun auch den SEPA-Einzug vollziehen. Wie bereits im MB Nr. 16 vom 18.April angekündigt werdet ihr in Kürze die Aufforderung erhalten, die SEPA-Mandate auszufüllen. Ich denke, inzwischen ist dieses System im Grundsatz in allen Köpfen angekommen. In RPS haben wir es schon seit zwei Jahren. Damit schaffen wir uns gegenseitig Erleichterung.
Ich weiß es von mir selbst: Solche Umstellungen fallen nicht unbedingt leicht, aber sie sind unter Effektivitätsgesichtspunkten dringend geboten.
Mahnung: Nach Aufforderung schnell erledigen!
Ich denke, Handball ist ein Familienunternehmen.
Spieltechnik – die Mutter des Handballs
Keine Frage: Damit alles läuft, ist immer wieder – vor allem zu Rundenbeginn die Spieltechnik gefordert. Hier leisten seit Jahren Josef Lerch und in seinem Gefolge Rolf Starker immer wieder beeindruckend viel. Leider kann man hier – wie übrigens bei einer guten Sonntagspredigt – nicht auf Routine bauen. Die Bedingungen von oben – Bundesliga – bis nach unten in die Kreisklasse verändern sich immer wieder. Deswegen war es für mich Aufgabe und Pflicht auch kritische Stimmen aus den Vereinen wahrzunehmen. Achtung allerdings: Hier haben alle gleiche Ansprüche und Rechte, die Großen und die Kleinen.
Meine helfende Mahnung: Schafft euch eine Man-and-Wife-Power, die auch im Blick hat, dass jüngere Leute in die Mitarbeit und das Mitdenken kommen. Aber noch einmal: Chapeau, liebe Spieltechniker.
Ich will auch in Richtung Staffelleiter und Fachwarte deutlich sagen. Das Argument „kennen wir schon, wissen wir bereits“ ist gänzlich unangebracht und es ist nicht akzeptabel, dass Josef immer neu einladen und damit viel Zeit investieren muss. Zu jedem Rundenbeginn muss es eine Pflichtveranstaltung mit Unterweisung für alle geben. Wer unbegründet nicht teilnimmt, gibt damit sein Mandat freiwillig ab!
Jugendarbeit das manchmal ungezogene Kind
Wenn Spieltechnik die Mutter ist Jugendarbeit das Kind oder die Kinder. Und wie wir alle wissen, ist Erziehung nicht immer so einfach. Aber letztendlich sind die Kinder der Stolz der Familie. Insofern bin ich froh, dass so viele Vereine sich wieder der Jugendarbeit zugewendet haben, was für manche vor 10 Jahren noch eher Stiefkind war. Dabei ist dem Breitensport die gleiche Wertigkeit wie dem Leistungssport (RLP) zuzumessen. Das eine geht nicht ohne das andere.
Oft habe ich selbst an dieser Stelle das leidvolle Thema gegenseitiger Abwerbungen thematisiert. Schön war das nie. Und die Suche nach Wahrheit war oft sehr schwierig. Ich bleibe dabei, es nutzt niemandem etwas, wenn ehrgeizige Eltern ihre Kinder nach oben puschen wollen.
Es nützt aber auch nichts, wenn Talente erkannt werden und es keine Fördermöglichkeiten im angestammten Umfeld gibt.
Deswegen rede ich vom intelligenten regionalen Miteinander. Auf diesem Hintergrund habe ich in Ludwigshafen 2017 ein Zusammengehen der Vereine mit Jugendarbeit angeregt, das Ludwigshafener Handballforum. Hier geht es darum, nicht einfach Spieler gegenseitig abzugrasen, sondern zu fragen: Was ist nötig? Was brauche ich? Aber auch: Was kann ich geben? Jeder Verein hat sein Profil. Miteinander aber ins Gespräch zu kommen, sich gegenseitig zu helfen und Absprachen offen und ehrlich miteinander zu treffen, kann allen Seiten helfen. Und man muss nicht gleich und unbedingt eine Spielgemeinschaft gründen.
Mit Blick auf das Gesamte des Handballs muss es aber der ganzen Familie klar sein, dass Talente bestmöglich zu fördern sind. Der ach so schöne Breitensport braucht die Leistungsspitze. Schön wenn wir in den Ortshallen von Wörth über Kirrweiler bis Eisenberg den Jungs und Mädels zujubeln, aber wir alle leben auch von den Events wie etwa der jüngsten WM im eigenen Land.
Deswegen ist es schade, dass die TSG Friesenheim aus der 1. Bundesliga absteigt. Und gleichzeitig freue ich mich als Präsident, dass unsere Vereine wie Hochdorf, Kandel und die 2. von Dansenberg so eine gute Rolle in den Aufstiegsspielen bisher gespielt haben.
Den Kindern so manches auf der weiten bunten Spielwiese zu bieten, war immer unser Ziel. Hier danke ich vor allem der Pfalzgas GmbH in Frankenthal, die uns nun schon im 19. Jahr so wunderbar unterstützt. (Hinweis auf aktuelle Anmeldung). Andere Unterstützer kamen hinzu bei unserer wunderbaren Mini-WM mit der E-Jugend oder auch dem gerade durchgeführten Event mit den weiblichen E-Jugenden.
Noch einmal zum Leistungssport. Wenn ich heute hier als Präsident aufhöre, werde ich dem RLP-Handball noch bis zum Ende der Legislatur im Frühjahr 2020 auf Bitten der Kollegen als Präsident vorstehen; eine Herausforderung der besonderen Art. Ich will mich ihr noch einmal stellen. In den Spielen des Deutschlandcups hat sich deutlich gezeigt, dass wir sowohl im athletischen als auch im taktischen Bereich Defizite haben. Diese liegen nicht zuletzt an der unterschiedlichen finanziellen und trainingsbedingten Schlagkraft, die wir in Rheinland-Pfalz einsetzen können. Mit kleiner Präsidial-Mannschaft und einem Minijober als Geschäftsführer leisten wir Bestmögliches. Mein Dank gilt allen hier Beteiligten: den TrainerInnen wie auch denen, die hinter den Kulissen das Schiff in Bewegung halten.
Recht, damit es nach Willen des Vaters ordentlich zugeht
Ich habe in der Vergangenheit diesen Bereich immer etwas vernachlässigt. Tatsächlich sind unsere Gremien in den letzten Jahren mit Arbeit nicht gerade zugeschüttet. Das liegt daran, dass es im Handball zumeist fair und in gegenseitiger Achtung zugeht. Dass ich mal einen bundesweit beachteten Artikel unter der Überschrift „Es ist zum Kotzen“ loslassen musste, war verrückten Eltern und wenigen TrainerInnen zuzuschreiben gewesen, die meinten, sich auf Kosten junge Menschen profilieren zu müssen. Welch schlechte Vorbilder, die draußen nur rumschreien und andere niedermachen!
In jedem Fall ist es mir ein Anliegen unserem obersten Vertreter des Rechts Manfred Köllermeyer und seinen Gremien mal aufrichtig zu danken. Wenn Manfred die Stimme erhebt, wird es stets ernst, aber immer sachlich und mit seinen eingestreuten Anekdoten kann man selbst in dieser ernsten Sache miteinander fröhlich schmunzeln. Der Vater bleibt gefordert!
Vergesst mir die Lehre nicht als immer notwendige Begleiterin
Nicht der Präsident allein beendet seine Laufbahn, auch andere wichtige Eckpfeiler haben sich zum Aufhören entschlossen:
- Klaus Bethäuser und Gisbert Räuber unsere langjährigen Lehrwarte. (euch sei herzlichst gedankt; mein zu wählender Nachfolger wird Beschlüsse des Dankes des Präsidiums in Kürze vollziehen.)
Als Vorstandsmitglied der Edigheimer Handballfreunde habe ich immer betont, dass Jugendförderung in erster Linie etwas mit Trainer-Förderung zu tun hat. Und deswegen bin ich auch sehr froh, dass mein eigener Sohn nicht einfach nur so ein bisschen Trainer macht, sondern der Sache durch Ausbildung gezielt nachgeht. Wir dürfen froh sein, dass Eltern in der Trainingsarbeit engagiert mitmachen und manchmal gibt es auch tatsächlich in diesem Bereich Natur-Talente. Aber strukturiert das Ganze anzugehen ist höchst wichtig.
Derzeit macht der DHB große Anstrengungen, das System Lehre sowohl im Bereich der TrainerInnen wie auch der SchiedsrichterInnen engagiert auszubauen – auch und gerade durch Online-Systeme.
Und über allen thronen die Finanzen
In allen Bereichen war es für mich immer wichtig, verlässliche und sorgsame Finanzer an der Seite zu haben. Schaut euch die Skandale im Kleinen wie im Großen weltweit an. Letztlich haben sie immer auch etwas damit zu tun, dass mit Geld nicht sorgsam umgegangen wird selbst auf Ibiza. Manchmal können Finanzer auch nerven, weil sie zu gerne den Fuß auf der Bremse haben. Aber allein dadurch befördern sie die Sorgfalt aller anderen beim richtigen Gas geben. Als ich in meinem Berufsleben mal einen etwas aus der Spur gekommenen Finanzer an der Seite hatte, ging es mir schlecht. Im Handball ging es mir hier immer gut. Vielen Dank, Adolf Esiwirth
Partnerschaften, die Freude machen, Freunde bringen und uns zur funktionierenden Familie werden lassen
Sport ist die schlechthin verbindende Dynamis, die Menschen unter gewissen Vorzeichen zusammen bringen – uns im engeren Sinn im Handball, im weiteren Sinne im Sport. Gerade wer die im DHB beschlossene Perspektive 2020+ genauer liest, spürt diese verbindende Kraft, die auch zumeist in den Präambeln der Sportvereine steht. Ich halte sie für wichtig gerade auch mit Blick auf
zum einen das Jubiläum des Grundgesetztes vorgestern
wie zum anderen die unsäglichen Diskussionen um populistische Effekt-Haschereien, wie sie derzeit Deutschland, Europa, ja die Welt regelrecht mit Schmutz überschwemmen.
Sport heißt immer auch Wettkampf, aber nie Kampf im Sinne von gegenseitigem Vernichten oder nach unten Treten oder wie die Parolen der Populisten heißen und wirken.
Auf diesem Hintergrund finde ich es schon bemerkenswert wie Handballer miteinander umgehen: der Handschlag zu Spielbeginn wie auch das Abschlagen nach großem Kampf –
ich denke z.B. an den tief enttäuschten Domagoj Duvnjak – nach dem verlorenen WM-Spiel Kroatiens gegen seine Mannschaftskameraden wie Pekeler oder Wolf…
Ich denke auch daran, wie nach harter Attacke Handballspieler durchaus zu Boden gehen und sich dann kurz schütteln, aufstehen, ohne gleich die Faust in der Hosentasche zu balle: „Wart nur!“
Das ist Handball, den ich liebe und wie er sich erkennbar vom Fußball, wo ich ja herkomme, unterscheidet. (Manche meinen vielleicht, ich hätte im Rheinpfalz-Interview Stefan Kretschmar nachgesprochen, als ich sagte: Hüten wir uns den Fußball zu kopieren. Das Interview war allerdings vor der Veröffentlichung des Kretschmar/Kentmann-Talks.)
So gehe ich mit großer Dankbarkeit für viele Jahre engagierten Arbeitens, aber auch voller guter Gefühle. Handball schafft Freunde in guter Weise.
Ich erwähne hier pauschal euch alle als Vereine. Ich bin bei allen Auseinandersetzungen nie mit einem schlechten Gefühl in irgendeine Halle gegangen. Auch wenn ich mir für meinen Nachfolger manchmal eine andere Art der Willkommenskultur wünschen würde. Man geht ja zu vielen Spielen eben auch als verantwortlicher Präsident und darf eine entsprechende Begrüßung sich wünschen. Dennoch vielen Dank für viele freundschaftliche Begegnungen. Sie werden weniger, aber sicher nicht enden.
Ich erwähne alle Mitarbeitende, die wir immer mit Sensibilität ausgewählt haben. Manchmal hätte ich mir bei der Suche nach Mitarbeitenden etwas mehr Engagement über den Vereinstellerrand hinaus gewünscht. Aber das schmälert nicht den Dank an all die, die ins Boot PfHV eingestiegen sind.
Ich erwähne meine PräsidentenkollegInnen. Hart in der Sache, sensibel im Umgang und fair in mancher Auseinandersetzung.
Das gilt in gleicher Weise für RLP, für RPS,
das gilt für DHB. Natürlich muss man hier auch Schmerzliches aushalten. Als überzeugter Baur-Anhänger habe ich unter den präsidialen Auseinandersetzungen schon gelitten. Und auch wenn ich mit Andreas Michelmann gerade in den jüngsten von ihm aufgeworfenen Themen manchen Strauß gefochten habe und das Florett nun an meinen Nachfolger weiter gebe. Wir konnten uns trotzdem stets in die Augen schauen und einander Respekt zollen.
Ich erwähne noch einmal die guten Beziehungen zu den anderen Sportverbänden vor allem in der Pfalz.
Ich erwähne unsere Partner, die uns manchmal sogar leidenschaftlich unterstützt haben. Erwähnen will, ich Maxi-Sport als den einst von Hans Thomas vermittelten souveränen Ausstattungs-Partner, besonders aber auch die Pfalzgas GmbH, die uns im 19 Jahr. mit dem Pfalzgas-Cup einen einzigartigen Jugend-Pokal ermöglicht hat.
Ich erwähne zum Schluss die beiden, die stets diese Halle mit Leben gefüllt haben: Sandra Hagedorn, die wir fast auf den Tag vor 10 Jahren ins Amt der Geschäftsstellen-Leiterin gewählt haben und mit deren Wahl wir nach Uschi Rolland, deren Abgang ich sehr bedauert habe, eine wirklich gute Entscheidung getroffen haben; denn Sandra kam aus dem Handball und das ist dann doch ein Wert an sich. Und mit ihr und an ihrer Seite die gute Fee Corinna Lorenz, die nie mit der Wimper zuckte, wenn außerordentlich was zu machen war. Aber wie es in den Wald hineinschallt, so kommt es bekanntlich auch heraus.
Ich gehe mit Wehmut, aber großer Dankbarkeit! Goodbye my friends!
Mai 2019 Friedhelm Jakob, Präsident