2 Tage, 8 Nationen, 25 Hallen, 400 freiwillige Helfer, 500 Turnierspiele und 2600 Handballer und Handballerinnen.
Das sind einige Eckdaten, die aber schon das Wesentliche über den diesjährigen Kolding Cup in Dänemark aussagen. Auch für die dänischen Organisatoren war es das bisher größte Turnier seiner Geschichte. Es ist, im Nachhinein betrachtet, unglaublich wie leise und reibungslos dieses Turniermonster ablief.
Für die mE1 und ihre Mitreisenden kamen, neben den eingangs erwähnten offiziellen Zahlen, noch die nicht unwichtigen 11 Stunden Anfahrt und knapp 1600 km Wegstrecke hinzu.
Aber trotz dieser doch recht hohen Zahlen kann ich dem folgenden Bericht nur vorausschicken, dass dies alles sich in jeder Hinsicht gelohnt hat.
Gründonnerstag, 18./19.04.2019
Am Gründonnerstag ging die Fahrt um 22.30 Uhr mit dem gemieteten Bus am Hbf Ludwigshafen los. Mit an Bord waren, neben neun Spielern noch 11 Elternteile bzw. ein Opa. Dies machte die nächtliche Hinreise im großen Bus zu einer sehr komfortablen Schlafreise.
In Kolding angekommen wurde vor der Sydbank Arena ein frühes und einsames Frühstück eingenommen. Wir waren wirklich die allerersten vor Ort!
Anschließend konnten wir erstmals die zentrale Spielstätte von innen in Augenschein nehmen. Hier wurde einem sehr schnell klar, welchen Stellenwert Handball in dieser Stadt haben muss, denn der gesamte Komplex mit seiner Arena und den angeschlossenen zwei Hallen sind ausschließlich auf den Handball ausgelegt. Der durchgängig immer aus Parkett bestehende, blitzblanke Hallenboden zeigte in jeder Halle nur Handballmarkierungen. Keine Basketballkörbe, keine Bodendeckel zum Aufstellen irgendwelcher Netze. Nur Handball.
Zudem besteht in der Arenahalle die Möglichkeit die Tribünen einzuschieben und so aus einem Handballfeld drei zu machen. Alles in allem hat der Gesamtkomplex somit die Kapazität von fünf! Trainingsplätzen. Nach diesen ersten Eindrücken erkundeten wir gemeinsam die Altstadt und einen Teil des Hafens.
Dies sollte es aber dann auch sein mit Sightseeing.
Wieder in der Arena angekommen, fand die Registrierung statt und so langsam trudelten alle unsere Bahn- und Selbstfahrer ein, so dass wir gegen 17.00 Uhr komplett waren.
Inzwischen ließ sich in- und außerhalb der Arena erahnen, was das in den nächsten beiden Tagen für ein Event werden würde. Ununterbrochen trafen Busse und Konvois von Privatautos und gemieteten Kleinbussen aus den verschiedensten Ländern ein und es war ein wahrhaft ameisenhaufenhaftes Gewusel.
Um 17.00 fuhren wir zu der nicht ganz vier Autominuten entfernten Grundschule um unsere Übernachtungsklassenräume zu beziehen.
Auch hier wieder: Eine große Handballsporthalle nebst noch einer halben, ein Außensportbereich der in Größe und Ausstattung in Deutschland seinesgleichen sucht, ein riesengroßer Abenteuerspielplatz, in jedem Klassenzimmer ein Whiteboard und nicht zuletzt in keinem Klassenzimmer mehr als 14 Stühle.
Nach dem Einzug in die Schule fuhren wir dann zurück zur Arena um Abend zu essen. Hierfür wurde eine der separaten Trainingshallen der Arena genutzt. Hier schafften es die Dänen sowohl freitags als auch samstags in zwei bzw. zweieinhalb Stunden das gesamte Handballvolk mit annehmbarer Nahrung zu verköstigen.
Im Anschluss fand die Eröffnungsfeier in der vollbesetzten Arenahalle statt. Der Anzahl der anwesenden Jugendlichen und Erwachsenen nach zu schätzen, nahmen wirklich alle Teams an dieser Veranstaltung teil. Viel mehr Mensch hätte nicht mehr in die Halle gepasst. Am eindrücklichsten war hier dann sicherlich das Abspielen der acht Nationalhymnen.
Als die deutsche Hymne als vorletzte an der Reihe war, war es wie bei einem Heimspiel der deutschen Nationalmannschaft. Unglaublich! Gänsehaut! Unvermeidbarer Patriotismus. Überdeutliche deutsche Überzahl in der Halle. Aufkommende Überheblichkeit, aber sehr weich abgefedert durch das komplett nicht vorhandene Rhythmusgefühl der Singenden.
Nach dem Ende der Eröffnungsfeier ging es mit dem Bus in die Schule und dann auch direkt in die Betten. Alle waren ziemlich kaputt.
Ostersamstag, 20.04.2019
Der nächste Morgen brachte ein solides Frühstück und einen frühen Aufbruch in die samstägliche Spielhalle, keine 5 Autominuten von unserer Schule entfernt. Hier spielten, in wiederum zwei, miteinander verbundenen, tollen Hallen alle 16 gemeldeten E-Jugenden ihre Vorrundenspiele in vier Gruppen aus. Wie zu erwarten waren die Hallen wieder umgeben von Spiel- und Sportplätzen und viel Grün.
Die ersten beiden Spiele waren nicht der Rede wert und wurden nach zweimal 15 Minuten Spielzeit mit 26:2 gegen eine dänische und 32:0 gegen eine deutsche Mannschaft gewonnen. Für die Trainer war das natürlich toll, da durchgewechselt werden konnte, alle Kinder viel Spielzeit bekamen und sich alle an die für unsere Mannschaft bisher unbekannte Spielweise gewöhnen konnten. Alle Mannschaften auf die wir trafen, spielten eine konsequente 6:0 Abwehr.
Im dritten Spiel kam es dann zum ersten von zwei Aufeinandertreffen mit unseren Freunden aus dem schwedischen Ystad. Diese Jungs sollten dann auch später das Turnier gewinnen. Hier spielte unsere JSG wirklich am Limit, verlor jedoch verdient mit 11:15. Es gilt zu erwähnen, dass unserer Mannschaft in der gesamten Pfalzligarunde 2019 genau einem Spieler begegnete, der körperlich mit dem Durchschnitt der Ystadter mithalten konnte. Die Jungs aus dem schwedischen Erstligaverein waren körperlich deutlichst überlegen und setzten dies auch technisch gekonnt zu ihrem Vorteil ein. Hinzu kam noch eine sehr laute und große elterliche Anhängerschaft, die unsere Vorrundenhalle zu einem Hexenkessel verwandelte. Mit unserer offensiven und aggressiven Verteidigung konnten wir diese Hühnen zwar vor einige Probleme stellen, am Ende setzten sich die Schweden jedoch verdient durch.
Hier gab es nun auch mal Grund zur Kritik, welche sich am nächsten Turniertag fortsetzen sollte. Der mindestens 70jährige Schiedsrichter war mit der Härte und dem Tempo des Spiels sichtlich überfordert und schaffte es leider nicht das Geschehen auf der Platte zu kontrollieren. Das ist schade bei einem solchen Turnier.
Eigentlich sollte es dies für diesen Tag gewesen sein, jedoch erfuhren wir dann durch die von Eurosportring geschaltete App, dass das Spiel um den Einzug ins Halbfinale gleich im Anschluss gegen den holländischen Verein SV Gemini in der Nachbarhalle stattfinden sollte.
Dieses Spiel geriet dann, trotz großer Erschöpfung und auch schon einiger deutlicher Blessuren, zu einem Highlight unseres Turniers. Die Holländer schickten ein gemischtes Mädchen/Jungs Team auf die Platte. Mit dieser Mischung konnte der SV Gemini in der Vorrunde mit extrem schnellem und guten Passspiel überzeugen. Doch in diesem ersten K.O. Spiel zeigten unsere Jungs, dass sie in der vorangegangenen Spielen einiges gelernt hatten. Unser Torhüter und eine wirklich klasse Abwehr sorgten dafür, dass den Holländern nach gespielten 10 Minuten die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand. Mit einem super Passspiel und konsequenten Abschlüssen konnte die JSG die Holländer, trotz der 6:0 Deckung, deutlich mit 7:14 niederkämpfen. Die Freude bei Spielern und Eltern war riesig. Halbfinale verdient erreicht!
Dann duschen, Fahrt zur Schule, umziehen, Fahrt zur Arena, Essen fassen und anschließend eine wirklich rigoros alkoholfreie Spielerparty bis um 21.00 Uhr und eine nicht ganz alkoholfreie Party der Mitreisenden vor der Halle. Rückfahrt zur Schule. Schlafen.
Ostersonntag, 21.04.2019
Am nächsten Tag ein extrem frühes Wecken und Frühstück. Zusammenräumen,
auschecken aus der Schule bis um 9.00 Uhr und Abfahrt zur Arena. Wir hatten das große Glück unser Halbfinale gegen den SV Matzlow-Garwitz e.V. in der Arenahalle spielen zu dürfen. Für die Jungs und das Trainerteam natürlich das Erlebnis ihres bisherigen Handballerlebens.
Die schnellen, wendigen und extrem passsicheren Gegner schafften es ein ums andere Mal unsere offensive Abwehr auszuspielen und führten zur Halbzeit verdient mit 6 Toren. Aber nach der Halbzeit steigerte sich unsere JSG sowohl im Angriff als auch in der Abwehr in einem unglaublichen Maße, so dass es, kurz vor dem, im riesigen Videowürfel angezeigten Ende der Spielzeit, 18:17 gegen unsere Jungs stand. Die zwar jungen, aber echt abgezockten Gegner aus Matzlow-Garwitz schafften es den Vorsprung, auch mit etwas Glück, über die Zeit zu bringen. Zwei Minuten länger und wir hätten das Spiel gewonnen. Ein echt geiles und spannendes Spiel. Tränen. Aber trotzdem vollste Zufriedenheit bei den Trainern und Eltern.
Kurz danach fand das Spiel um Platz drei und vier in der Nebenhalle der Arena gegen Ystadt 2 statt. Leider wieder mit einem definitiv über dem Verfallsdatum weiterhin aktiven dänischen Regelverantwortlichen.
Auch die zweite Mannschaft aus Schweden konnte nicht weniger mit körperlicher Überlegenheit auftrumpfen als die Erste. Hier das zweite Manko des Turniers. Es hätte weit weniger Diskussionen gegeben, wenn die Organisatoren konsequent die Spielerpässe kontrolliert und somit die Richtigkeit derselben gewährleistet hätten.
Unsere Jungs hatten in diesem Spiel keine Chance. Ein ums andere Mal schafften es zwei Spieler der Schweden sich an unseren Jungs vorbei zu kämpfen und unserem bis dato hervorragendem Rückhalt im Tor absolut keine Chance zu lassen. Leider unterließ es der sehr alte und nach knapp zwei Minuten mit dem schnellen und harten Spiel überforderte Schiedsrichter konsequent die Schärfe aus dem Spiel zu nehmen. Dadurch schaukelten sich die Emotionen auf dem Platz, der Bank und der Tribüne schnell in die Höhe und es kam zu unschönen Szenen. Schade. Vierter Platz!
Nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten, blieb uns nur noch das Warten. Um 20.00 Uhr sollte in der Arenahalle die Siegerehrung stattfinden. Bis dahin fanden in der großen Halle nacheinander alle Finalspiele statt und es gab wirklich ein paar sehr gute, spannende und hochklassige Handballspiele zu sehen.
Unüblicher- aber erfreulicherweise sahen die Organisatoren die Ehrung der ersten vier Mannschaften einer jeweiligen Altersklasse vor und wir durften zum Abschluss nochmals in die Mitte der Arena treten, bekamen einen schönen Pokal, ein wenig Applaus und die Fotografen nochmals schöne Bilder.
Mit diesen Eindrücken ging es direkt zum Bus, um 21.00 waren wir auf der Heimfahrt und um 7.00 Uhr des nächsten Tages durften wir wieder Ludwigshafener Luft atmen.
Es war eine wirklich anstrengende, weite, aber trotzdem tolle Fahrt. Es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Danke an alle, die es den Kids direkt oder indirekt ermöglichten eine so außergewöhnliche Erfahrung zu machen.